Physiotherapie in der Frühförderung
Bedeutung motorischer Fähigkeiten
Die Physiotherapie hat zum Ziel, natürliche Bewegungen und das Kind in seiner Bewegungsentwicklung zu unterstützen, seine individuellen Ressourcen zu erkennen und die bereits erworbenen Fähigkeiten zu fördern.
Insbesondere in jungen Jahren ist die Bedeutung des eigenen Körpers und seiner Funktionen besonders hoch. Über ihren Körper, ihren Füßen und Händen erobern Kinder die Welt. Sie nehmen Materialien wahr, erkennen Zusammenhänge und machen bedeutende Lernerfahrungen. Nicht umsonst wird auch in Schulen mehr und mehr mit Bewegung gearbeitet, weil sich dadurch die Lernerfolge bei den Kindern schneller und nachhaltiger einstellen. Dazu sollten sich Kinder in ihrem eigenen Körper wohl fühlen, sich gerne und viel bewegen und umfangreiche Bewegungskompetenzen haben. Die Freude an der Bewegung macht einen Großteil der Lebensfreude aus. Dies hat positive Auswirkungen auf das Lern- und Leistungsverhalten des Kindes, auf seine Wahrnehmung, seine sozial-emotionale Befindlichkeit, seine Lebensfreude und die gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
Bewegungsschwierigkeiten haben oft nicht nur eine Ursache. Fällt es dem Kind zum Beispiel schwer, über den Baumstamm zu balancieren, kann es auch durch einen singenden Vogel abgelenkt sein. Somit verliert das Kind die Aufmerksamkeit beim Balancieren und gelangt dadurch nicht ans andere Ende. Vielmehr kann dies ein Ansatz sein, sowohl die Konzentration des Kindes als auch das Gleichgewicht und die Wahrnehmung für die Aufgabe zu fördern.
Ganzheitlicher Behandlungsansatz
Mit diesem Hintergrundwissen wird in der Physiotherapie ganzheitlich gearbeitet. Die Kinder werden ermutigt und inspiriert, körperlich die Welt zu erobern. Sie sollen erleben, welche motorischen Fähigkeiten sie haben, diese ausbilden und weiter stärken. Dadurch werden die Kinder sicherer und ihr Vertrauen in die Umwelt wächst. Freude und Selbstbewusstsein sowie eine höhere Eigenaktivität stellen sich ein. Mit diesen Kompetenzen werden zunehmend Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft möglich. Die Kinder beginnen immer mehr Herausforderungen zu suchen. Ihre Motivation steigt. Das anfängliche Bällewerfen wird zum Treffen auf ein bestimmtes Ziel weiterentwickelt.
Durch Übung und Wiederholung vertiefen sie ihre Bewegungen und stärken somit ihre Muskulatur. Darüberhinaus kommen Übungseinheiten ins Spiel, die dem Entwicklungsniveau der Kinder genau entsprechen. Die Übungen sind so ausgerichtet, dass sie weder zu leicht und langweilig sind, noch zu schwierig und frustrierend.
Bleibende Funktionseinschränkungen rücken in den Hintergrund sobald die Kinder ihre Fähigkeiten kennen und nutzen können. Wissen sie genau, was ihnen körperlich richtig gut gelingt und was noch alles möglich ist, können sie Perspektiven und Lebensqualität gewinnen. Dazu ist es unbedingt erforderlich, dass die Kinder möglichst schmerzfrei sind. Hier bietet die Physiotherapeutin Möglichkeiten und Hilfsmittel zur Schmerzlinderung an.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die Kinder enorm unterstützen – der richtige Haltegriff, eine Unterstützung bei schwierigeren Aufgaben oder die Wiederholung einer Bewegung im Alltag. In der Physiotherapie ist die Mitwirkung der Eltern wichtig. Nicht im Sinne von Co-Therapeuten, sondern um als Experten für ihr Kind zu Hause mit Hilfsmitteln und Tipps der Physiotherapeutin den Alltag leichter bewältigen können. Zu Hause darf und soll Familie stattfinden, keine Therapie. Dennoch ist es wichtig, die neuen Bewegungserfahrungen und entdeckten Fähigkeiten der Kinder im Rahmen der Familie fortzuführen und dranzubleiben, so dass sich das Erreichte nicht wieder verliert.
Daniela Gammel